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Diese Community ist ein Experiment, mein Versuch eines persönlichen Blogs um einen besseren Umgang zu finden mit der aktuellen Krise, der hoffentlich auch dich inspiriert und dir weiterhilft.
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October 14, 2021
Wer bist du? Eine Selbst-Analyse...

https://strickertv.locals.com/post/1101110/ruedi-weber-raetia-im-gespraech

Ein weiteres Gespräch, das mich sehr inspiriert hat. Das für mich wichtigste darin war jedoch die Buchempfehlung von Rätia: Das Falsche Leben von Hans-Joachim Maaz.

Bereits nach den ersten paar Seiten begann ich unweigerlich mich zu reflektieren, andere zu reflektieren, die Gesellschaft genauer anzuschauen und die Erkenntnisse schwirrten mir wild im Kopf umher, sodass ich mir dieses Buch schon jetzt auf meiner "muss ich nochmals lesen"-Liste im Geiste notiert habe. Und tatsächliche Notizen, mindestens zu meinem falschen Selbst, habe ich auch bereits in Angriff genommen, um dem ganzen etwas Ordnung zu verschaffen.

Ich muss dazu etwas ausholen: aufgewachsen bin ich als Einzelkind bei meiner Mutter und ihren Eltern, meinen Grosseltern. Mein Vater wurde halb rausgeschmissen, hat sich halb selbst die Tür gezeigt und flog davon. Wortwörtlich: er lebt quasi am anderen Ende der Erde, in Japan, mit Kind und Kegel wie es so schön heisst. Dass ich davon einen Dachschaden davon getragen hatte, wurde mir so richtig bewusst, als ich im oben erwähnten Buch das Fallbeispiel zum ungeliebten Selbst las:

"Eine 37-jährige Ärztin kommt in die Sprechstunde mit einem sogenannten "Burn-Out-Syndrom", das mit körperlicher Schwäche, Schlafstörungen, Kopfschmerzen und depressiver Verstimmung als "Erschöpfungsdepression" diagnostiziert wurde."

Sämtliche Symptome und Probleme sind auch mir bestens bekannt.

"Sie vermochte ihre Arbeitsaufgaben nicht mehr leistungsgerecht zu erfüllen, war unkonzentriert, ständig müde, fühlte sich überfordert und konnte sich nicht mehr den Problemen ihrer Patienten interessiert und aufmerksam zuwenden. Nach Abklärung möglicher organischer Ursachen werden psychodynamische Zusammenhänge eruiert, die folgendes Bild ergeben: Die Patientin war zu DDR-Zeiten sehr früh (drei Monate nach ihrer Geburt) zur Weiterbetreuung in eine Krippe gegeben worden. Nach ihrer Einschätzung war die Mutter nie ausreichend für sie da, und laut den Erzählungen (sie hatte keine direkte Erinnerung daran) gab es regelmässig traurige Abschiedsszenen, wenn sie früh in der Krippe abgegeben wurde (sie habe geschrien und die Mutter geweint). Ihr Vater hatte die Mutter schon vor ihrer Geburt verlassen, die Mutter blieb ohne Partner alleinerziehend. Die Mutter war oft krank, gereizt, überfordert und hat die Patientin mit ihrem unglücklichen Leben belastet. Sie hat viel geklagt, wie schwer sie es habe, dass sie aber unbedingt das Kind, sprich die Patientin, bekommen wollte und der Vater an allem schuld sei, weil er sie verlassen habe."

Auch ich bin ohne Vater aufgewachsen, habe damals die Trennung halbwegs miterlebt, scheinbar hätte mein Vater mich beinahe mitgenommen in sein neues Leben, mit der neuen Partnerin, für die er von meiner Mutter zur Hälfte rausgeworfen wurde, und für die er sie zur anderen Hälfte verlassen hatte. Wir hatten nie viel Geld, sie bemühte sich, war ganztags bei der Arbeit, und die Betreuung an Wochentagen übernahmen ihre Eltern, ich blieb also in der Familie und war zumindest kein Krippenkind. Die meiste Zeit die sie da war, war sie aber mehr Freundin als Mutter. Schon früh setzte sie auf meine Eigenverantwortung, ich konnte sehr bald selbst kochen und sie so auch ein Stück weit entlasten. Krankheiten oder wenn es mir sonst wie schlecht ging, versuchte ich immer so weit es geht zu verstecken. Ich wollte stark sein, keine Last.

"Die Patientin lebte mit einer Mischung aus Existenzschuld, Dankbarkeit, Verpflichtungsgefühl der Mutter gegenüber und einem starken Bedürfnis, beweisen zu wollen - vor allem durch Leistungserfolge, grosse Hilfsbereitschaft bei geringen Selbstansprüchen -, dass sie eine gute Tochter sei. Ihre Berufswahl war immer mit dem Helferwunsch verbunden, so wie sie schon als Kind für die permanent überforderte Mutter pflegeleicht und hilfreich sein wollte."

Hier unterscheide ich mich hingegen deutlich. Schon früh war mir klar: ich schreibe gerne, ich singe gerne, ich musiziere, ich nähe und stricke und bastle, und ich liebe, LIEBE die kreative Arbeit insgesamt. Jede Art von Kunst, auch wenn mir nicht alles zusagt oder ich alles davon verstehe, verdient meines Erachtens nach grossen Respekt. Ich wollte Schriftstellerin werden, Künstlerin, Musikerin, irgendetwas in dieser Richtung, doch die Vernunft hielt mich ab...

"Durch Liebe für die Mutter wollte sie den eigenen erlittenen Liebesmangel ausgleichen. Aufgrund der frühen Prägung durch "Muttermangel", "Muttervergiftung" und "Vaterflucht" war sie durch freundliches, angepasstes und hilfsbereit-bemühtes Verhalten zu einer sehr beliebten Ärztin geworden. Auch ihrem eigenen Kind (zwei Jahre alt) und ihrem Partner wollte sie alle mütterliche Versorgung angedeihen lassen, die sie selbst nie erfahren hatte.
Die akute Symptomatik deutete auf eine Überforderung hin. In der Analyse konnte sich die Patientin eingestehen, dass sie das Klagen und Jammern ihrer eigenen Patienten nicht mehr hören konnte, dass sie sich nach Ruhe und Geborgenheit sehnte, aber durch die grossen Ansprüche ihrer Tochter und ihres Ehemannes keinen Freiraum für sich sah. Ihre Kompensation war krisenhaft zusammengebrochen, ihr Körper hatte gesprochen. In der psychotherapeutischen Arbeit konnte sie allmählich ihre Helferhaltung im Dienste einer nicht mehr erfüllbaren Liebessehnsucht erkennen. Ihre Tochter hatte sie mit falscher, weil angestrengter und von Pflichtgefühl getragener Zuwendung verwöhnt, was folgerichtig das Kind nicht "stillte", sondern verstörte und zu einem "Quälgeist" werden liess. Der letzte Auslöser für ihre psychosomatische Krise aber war das Gefühl, die Verbundenheit mit ihrem Mann verloren zu haben. Sie erkannte eine Muttersehnsuchtsübertragung auf ihren Partner, den sie durch Dienen und Versorgen für sich gewinnen wollte, was anfangs auch gut gelungen war. Aber im Laufe der Zeit musste sie sich auch abfällige Kritik von ihm anhören, dass sie weniger attraktiv und erotisch nicht mehr so anziehend sei. Diese Sticheleien und kränkenden Bemerkungen waren verbunden mit Belehrungen und Ratschlägen, was sie doch verstehen und verbessern solle. Mit ihren kompensierenden Bemühungen um das Wohlergehen ihrer Patienten, des Ehemannes und ihres Kindes hatte sie sich zunehmend überfordert. Einige erfolglos gebliebene Anstrengungen in ihrem Beruf hatten ihre Abwehr bereits labilisiert ("Bin ich nicht gut, nicht tüchtig genug? Bin ich schuld, wenn die Behandlung einer Patientin nicht erfolgreich war?" ), aber die Kritik ihres Ehemannes hatte sie im Kern ihres Selbstwertes erschüttert und die frühe Unsicherheit des "Ungeliebten Selbst" wieder schmerzhaft aufleben lassen. Mit der akuten Symptomatik hatte sie im Grund unbewusst die Notbremse gezogen, die Fremdfürsorge zugunsten der notwendigen Selbstfürsorge abgebrochen. Mit ihrer plötzlichen Erkrankung gewann sie etwas Freiraum und reale Entlastung. Sie konnte sich auf Psychotherapie einlassen und ihre ungestillte frühe Bedürftigkeit erkennen. Sie lernte den frühen Liebesmangel zu betrauern und den Ehemann aus der negativen Übertragung zu entlassen. Sie begann die Praxisorganisation, ihre ärztliche Einstellung zum Helfen, die Grenzen ihrer eigenen Mütterlichkeit und die Probleme der Partnerschaft und Sexualität kritisch zu hinterfragen und wird bestimmt ihre weiteres Leben damit beschäftigt bleiben. Aber sie hat sich einen Weg eröffnet, die folgen ihres "falschen Lebens" im "ungeliebten Selbst" zu erkennen und zu verstehen und sich um ein echteres Leben zu bemühen."

Und leider musste ich mir auch schon mehrfach anhören, ich würde meinen Mann bemuttern... Leider berechtigt. Aber Bewusstsein ist immer der erste Schritt. Ich achte mehr auf mich, viel mehr als früher. Und das muss ich, vor allem in diesen verrückten Zeiten des Wahnsinns.

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Posts
January 30, 2022
Sie werden nie damit aufhören

Heute ein Video, das mich letzte Woche per Whatsapp erreichte. Es fällt mir zunehmend schwerer auf dem Laufenden zu bleiben, all die Telegram Gruppen posten jeden Tag so viel neuen Content, und grundsätzlich guten Content, aber ich komme einfach nicht mehr nach, mir auch nur ansatzweise einen Überblick zu verschaffen. Inzwischen verlasse ich mich wieder weitestgehend auf meine engsten Kontakte, die mir auch täglich neue Informationen zuschicken.

Ich weiss nicht, wie es euch damit geht. Ich fühle mich einerseits überwältigt, andererseits aber auch sehr hoffnungsvoll, denn es bedeutet, dass da draussen sehr viele Menschen sind, die aufgewacht sind, die die Message verbreiten und damit andere wecken...

00:04:57
April 10, 2024
Ich bin umgezogen :-)

Falls hier noch jemand mitliest: ich habe eine neue Community hier auf Locals gestartet. Du findest mich hier: https://fortunavitalis.locals.com/newsfeed

Der Fokus meines neuen Kanals liegt auf Gesundheit, Themen rund um einen gesunden Lebensstil, "artgerechte" Ernährung - und wie du das am besten in deinem Alltag umgesetzt bekommst.

Du findest mich auch bei LinkedIn, Facebook und Instagram, die Inhalte sind - im Moment noch - weitgehend dieselben. Du kannst dir also die Plattform aussuchen, die dir am meisten zusagt.

Mit grosser Wahrscheinlichkeit kommen die "kritischeren", weniger massentauglichen Inhalte aber eher auf Locals, sobald ich mehr Zeit dafür finde.

November 11, 2022
Neues Leben

Dass eine Arbeit sich wirklich nicht danach anfühlen kann, hätte ich nicht gedacht. Meine 2. Woche in meinem neuen Job ist nun um.

Es fühlt sich schon fast unverschämt an, so einen Job zu haben. Und dann auch noch so coole Leute. Es herrscht eine Gelassenheit und gleichzeitig eine Schaffenskraft, fleissiges Arbeiten aus eigener Motivation, weil es wirklich Spass macht, weil man etwas bewegen will. Es liegt Freude in der Luft und der gegenseitige Respekt von allen füreinander ist deutlich spürbar.

Es ist wirklich kein Vergleich... ☺️

Ich wünsche jedem auf dieser Welt ein solches Paradies für sich zu finden, privat und beruflich.

Was allerdings nicht heisst, dass sich meine Ziele geändert haben. Mindestens die nächsten drei Jahre werde ich diese Firma, die mich so offenherzig und freundlich aufgenommen hat, so weit nach vorne bringen, wie nur möglich. Und ich werde so viel lernen, wie ich kann, und dann mal sehen, wo ich stehe... Wenn es im gleichen Tempo weitergeht, werde ich...

October 21, 2022
Die sonderbare dritte Blume (Wahrnehmungsfilter)

Bestimmt kennt ihr das auch. Man setzt sich ein Ziel, oder hat einen Traum, und je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr sieht man genau das um sich herum. Das kann dein Traumauto sein, das plötzlich jeder zu fahren scheint. Das kann ein Fitnessziel sein, und plötzlich siehst du überall Menschen, die das scheinbar schon können. Oder vielleicht ist es ein Buch zu schreiben.

Das sehe ich zur Zeit überall... Alle schreiben ein Buch, oder verkaufen Kurse zum Bücher schreiben, jeder, der online auftritt, hat bereits einen Bestseller, oder bietet dir sein Buch gegen Shipping und Handling an, damit du anschliessend seine Dienstleistung in Anspruch nimmst.

Anfangs diesen Jahres wurde ich in einem Verkaufsgespräch zu einem der Kurse, den ich dieses Jahr gemacht habe, gefragt: was würdest du denn mit all der freien Zeit tun, wenn du dann deine Ziele erreicht hast?

Nun, mein allererster Impuls war es, die freie Zeit einfach mal zu geniessen. Faul in den Tag zu leben, mich mit meinem ...

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